Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
Inhalt: Zeit: 1914-1918
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Ein zum Taubenschlag umgebauter Pariser Automobil-Omnibus mit im französischen Heeresdienst stehenden Brieftauben und ihrem Wärter.
tauben häufig, und das hier wiedergegebene Bild zeigt die Tiere in ihrem Feldquartier bezw. auf dem Dach eines eigens für sie hergerichteten Pariser Antomobil-Omnibnf-ses. Es ist nicht uninteressant, daran zu erinnern, daß in den vom Krieg betroffenen Ländern die Behörden schon wiederholt nicht nur das Halten von Brieftauben, sondern überhaupt von Tauben streng verboten haben, eine - Vorsichtsmaßnahme, die die Verwendung der Tauben zu Spionagezwek-ken verhindern sollte. Namentlich in Belgien, wo die Spionage ja bekanntermaßen in ausgedehntester Weise organisiert ist, war ein derartiges Verbot geradezu eine zwingende Notwendigkeit. Daß aber trotzdem noch insgeheim Brieftauben im englischen Spionagedienst stehen, wird am besten bestätigt durch ein vor kurzem in England erlassenes Verbot, das sich gegen das Erschießen oder Einsperren von Brieftauben richtet, weil diese „für gewisse Zwecke in Verbindung mit dem Dienst Seiner Majestät gebraucht werden". -z-
Das Amselfcld (serbisch Kosovo Polje) ist eine etwa 50 km lange und 5—20 km breite, gutbevölkerte Beckenlandschaft im Jbargebiet. Es ist ein altes Kampffeld.
Mehrmals schon stießen hier die Serben und die Türken aufeinander. Berühmt ist die Schlacht am St. Veitstage (15. Juni) 1389.
An diesem denkwürdigen Tage traten die
gesamten Streitkräfte der verbündeten Fürsten Stefan von Bosnien und Lazarus von Serbien, von Bulgarien unterstützt, an den Ufern des Labflüßchens den sie bedrohenden Türken entgegen. Da aber bei ihnen die Oberleitung nicht einheitlich war und ihre Gegner die bessere taktische Schulung hatten, so unterlagen sie. Dann fiel im Jahre 1448 Johannes Hunyadi, der Gubernator (Reichsverweser) "von Ungarn, mit etwa 24 000 Mann in Serbien ein und stieß auf dem Amselfelde mit den Türken zusammen. Am 19. Oktober wurden die Ungarn entscheidend geschlagen, und ihr Führer fiel nuf_ der Flucht in die Gewalt des Serbenfürsten. In den folgenden Jahrhunderten zogen wiederholt türkische Heere auf diesem Wege gegen Ungarn und Österreich heran und umgekehrt drangen später in den großen Türkenkriegen Kaiserliche Armeegruppen bis hierher vor. schließlich eroberte während des ersten Balkankrieges der serbische General Bozajankowitsch im Oktober 1912 das Amselfeld zurück und hielt am 9. Oktober in Prischtina seinen Einzug. Die militärische Bedeutung dieser rings von hohen, bewaldeten und schlecht Wegsamen Mittelge-birgs- oder Berglandsformen eingeschlossenen Gegend bilden die vielen Hanptver-kehrslinien, die hier alle zu einem Knotenpunkt zusammenlaufen: Gegen Süden, nach Mazedonien, führt eine Straße und eine Eisenbahn durch das Lepenaetal und den Engpaß von Kaschanik in das Wardartal über üsküb^nach Saloniki, gegen Norden laufen eine Straße und eine Eisenbahn längs des Jbartals in das Tal der westlichen Morava
Beförderung eines schweren Geschützes auf schlechter, durch starke Holz-schwellen und Planken fahrbar gemachter Straße.
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Extrahierte Personennamen: Stefan Lazarus Johannes_Hunyadi
Waffen gegen Frankreich. An der Spitze des österreichischen Heeres stand der Erzherzog Karl. Im Anfang des Krieges errang Napoleon bedeutende Vorteile, er schlug die Oesterreicher in mehreren Treffen, unter andern bei Eckmühl. Ja er zog sogar zum zweitenmal in Wien als Sieger eiu. Als aber der Franzosenkaiser die Donau überschreiten wollte, erlitt er durch deu Erzherzog Karl bei Aspern und Esling (21. und 22. Mai 1809) eine empfindliche Niederlage. Zn schwach, vermochte der Erzherzog diesen Sieg nicht zu verwerten, er zog sich daher zurück, um Verstärkungen an sich zu ziehen. Bei Wagram kam es abermals zur Schlacht (5. und 6. Juli). Hier ward Karl besiegt und Oesterreich sah sich zum Frieden von Schönbruun (Schloß bei Wien) genötigt (14. October 1809), in welchem das hart gerprüste Reich abermals bedeutende Länderstrecken verlor. — Unterdessen hatte man auch in Tyrol blutig gekämpft. Hier war der Aufstand für Oesterreich gegen die Baiern ausgebrocheu. Art die Spitze der treuen Throler stellten sich Andreas Hoser und Joseph Speckbacher. Diese tapferen Männer schlugen alle Angriffe der Franzosen und Baiern zurück. Als aber im Frieden zu Schönbrunn das treue Throl den Feinden preisgegeben wurde, der Aufstand aber dennoch nicht gleich erlosch, wurden Hoser und Speckbacher geächtet. Letzterer floh nach Wien, ersterer aber ward dnrch Verrat gefangen genommen und zu Mantua erschossen (20. Februar 1810). Mutig starb er den Tod für fein Vaterland. — Bald nach dent Frieden von Schönbrunn verstieß Napoleon feine liebenswürdige Gemalin Josephine und heiratete 1810 die österreichische Prinzessin Marie Luise, welche ihm 1811 einen Sohn schenkte, dem er den Titel „König von Rom" gab. — Einen neuen Gewaltstreich verübte Napoleon an Holland. Ueber dieses Land hatte er seinen Bruder Ludwig als König gesetzt. Um nun den handeltreibenden Engländern zu schaden, hatte er allen Völkern, welche von ihm abhängig waren, untersagt, mit jenen irgend welchen Handel zu treiben. Diese Einrichtung, durch welche er also das Festland oder den Coutinent gegen England absperren wollte, nannte man die Kontinentalsperre. König Ludwig von Holland hatte aber diese Kontinentalsperre nicht streng handhaben lassen, weil er einsah, daß sonst sein Land, welches auch zumeist aus den Handel angewiesen war, zu Schaden kommen müsse. Das hatte den Kaiser so erbittert, daß er französische Ausseher nach Holland gesendet hatte. Als darauf Ludwig feine Scheinkrone niederlegte, vereinigte Napoleon Holland mit dem Kaiserreiche. Dasselbe tat er mit dem nordwestlichen Deutschland (Elb- und Wesermündungen). Damals zählte Frankreich 140 Departements.
§ 184. Preußen vsn 1807—1813. Ueberaus traurig sür Preußen war die Zeit nach dem Frieden von Tilsit. Nur mit Mühe wurden die ungeheuern Kriegskosten sür Frankreich aufgebracht, Handel
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Karl Karl Andreas_Hoser Joseph_Speckbacher Napoleon Josephine Marie_Luise Napoleon Ludwig Ludwig Ludwig_von_Holland Ludwig Ludwig Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Wien Aspern Oesterreich Wien Tyrol Oesterreich Baiern Baiern Wien Mantua Holland England Holland Holland Deutschland Frankreich Tilsit Frankreich
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Prinz Eugen ist auch noch durch seine Siege über die Türken, namentlich bei Peterwardein, 1716, berühmt -geworden. Aber den ungünstigen Ausgang des Erbfolgekrieges hatte er nicht verhindern können.
Frankreich war jetzt aus dem Lande, und England auf dem Meere der mächtigste Staat.
Der nordische Krieg. — Gleichzeitig mit dem spanischen Erbfolgekrieg (im Westen) wurde auch im Osten ein großer Krieg geführt: 1700 —1721.
(Ursache.) Schweden war seit Gustav Adolfs Zeiten die erste nordische Macht geworden; allein neben Schweden strebte besonders Rußland empor.
(Anlaß.) Als nun der schwedische König Karl Xi. (1697) starb, und dessen Sohn Karl Xii. erst 15 Jahr alt war, benutzte der Zar Peter von Rußland diese Gelegenheit, und verband sich mit Polen und Dänemark gegen Schweden.
Die Russen waren bis dahin ein halb asiatisches, rohes Volk gewesen; aber Peter d. Gr. (1689—1725) strebte, sie mehr zu Europäern umzubilden, und zu dem Zwecke Besitzungen im eigentlichen Europa zu erwerben, namentlich die schwedischen Länder an der Ostsee.
Er sührte bei seinem Heere europäische Kriegskunst ein, beförderte die Schiffahrt, legte Schulen an, und suchte, um seinem Volke wahrhaft nützen zu können, vor allen Dingen sich selbst zu bilden.
Es ist bekannt, daß er als Zimmergesell in Saardam und Amsterdam (1697) arbeitete, um die Schiffsbaukunst zu erlernen. Er gehört zu den größten Männern der Weltgeschichte.
Im Kriege begünstigte ihn zwar anfangs das Glück nicht. Sein Gegner Karl Xii. war der'kühnste Held seines Jahr-
Memoriren. Zur Zeit des vierten französischen Raubkrieges (1697) kam Karl Xii. auf den Thron und in demselben Jahre arbeitete Peter d. Gr. in Saardam, 3 Jahre vor dem Ausbruch des spanischen Erbfolge- und des nordischen Krieges. — Die Jahreszahl von Karls Tode besteht aus 17 und 18.
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Karl_Xi Karl Karl_Xii Karl Peter_von_Rußland Peter_d Karl_Xii Karl Karl_Xii Karl Peter_d Karls
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Schweden Europa Ostsee Saardam Amsterdam Saardam Karls
Heft § 191 Die Balkan-Halbinsel. 17&
dann Athen, weil dein Snes-Kanal näher, ein gefährlicher Konkurrent für
Brindisi (und Genua) wird.
2. Dell Landweg Balkan-Halbinsel—kleinasien schneidet die bedeut--
same Wasserstraße, die für Rußland nach den beiden wichtigen Ausfahrten des
Mittelmeeres führt. An dem Schnittpunkt beider Straßen liegt das in Ver-
gangenheit und Gegenwart viel begehrte Koustantiuopel.
3. Diese gegen Asien vorgeschobene Lage wnrde dem Lande zum Un-
segen; es geriet unter die Herrschaft eines asiatischen Steppenvolkes (1453 Er-
obernng Konstantinopels), das die kulturelle Entwickelung des vielfach fruchtbaren
Landes um Jahrhunderte zurückhielt und zugleich für den ganzen Erdteil verhäng-
nisvoll wurde, in der Vergangenheit durch seine Stärke (Türkenkriege), in der
Gegenwart durch seine Schwäche. Denn da es heute das Eroberte nicht mehr
halten kann, vollzieht sich ein Aufklärungs- und Nenordilullgsprozeß, der für
ganz Europa große Gefahren in sich birgt (f. Abschn. Geschichte).
4. Eine Sonderbedeutung hatte in der Vergangenheit das nach Süden vor-
geschobene Griechenland, das gleichsam die Kontaktstelle dreier Erdteile bildet.
Diese seine Lage in Verbindung mit seiner reichen Küstengliederung und seinem
heiteren Klima ließ hier jene einzigartige Kultur entstehen, die für Wissenschaft
und Kunst des ganzen Erdteils in demselben Maße grundlegend wurde, wie die
religiös-ethische Kultur Palästinas für Religion und Sittlichkeit.
2. Bodenaufbau, Klima und Anbau in ihrem kausalen
Zusammenhang.
191 i. Oer geologische Kufbau. Die Halbinsel ist geologisch zweiteilig:
a) Der Tsten besteht aus gewaltigen Urgebirgsschollen, die (zum Teil in der
mittleren Tertiär-
zeit, zum Teil viel-
leicht erst in der
Diluvialzeit) tief
absanken, so daß
im Agäischen Meer
die Inseln, auf
dem Festland aber
viele kleine Becken
(die wichtigsten nach
Abb. § 191 nennen)
mit hohen Rand-
gebirgen (z. B.?)
entstanden. Da in
die Becken — die
lange Zeit Seen
waren — der gra-
nitische, also tonige Schlamm der Umrahmungsgebirge hinabgeschwemmt wurde,
so sind sie äußerst fruchtbar. Trotzdem wurden sie dem Lande infolge der hohen
üwefe- '^Oberes )
-~7 ,'lftuufjpopez)Vmaritza
^Unteresjßeckerv
~~B\v.seres (Stncma-Mägj
-Eampanzeru Warclar-Mdgj
Abb. §191. Beckenbildung auf der Balkan-Halbinsel.
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Extrahierte Ortsnamen: Athen Brindisi Genua Europa Griechenland Balkan-Halbinsel
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b. Warum hat man Danzig und Königsberg zu Festungen
gemacht? Danzig soll es verhindern, daß feindliche Schiffe
sich der Weichselmündnng nähern, in der Weichsel stromaufwärts
gehen und so die übrigen an der Weichsel liegenden Städte,
sowie das zu beiden Seiten des Stromes sich ausbreitende
Laud bedrohen. — Königsberg soll besonders den Russen deu
Einmarsch erschweren. Wie ist dies zu denken?
c. Die Weichsel hat als Schiffahrtsstraße keine Bedeu-
tung. Wie erklärst du das? (Sie durchläuft Landschaften,
die weder reich an Bodenschätzen sind, noch eine entwickelte
Industrie aufzuweisen haben. Außerdem fällt ins Gewicht,
daß der Strom jährlich mehrere Monat durch Eis gesperrt
ist. Wichtig ist die Weichsel dagegen für die Flößerei.
Sie trägt jährlich wohl zwanzigmal so viel Holz auf dem
Rücken als der Rhein. Große Wälder in Polen und Galizieu.)
Iv. Wem ist es zu danken, daß Preußen heute
keine unwirtsame, nnsrnchtbare Landschaft mehr ist?
Der Dank gebührt zunächst
1. dem deutschen Ritterorden, i) Der deutsche Ritterorden
war ein Ritterbund, der zur Zeit der Kreuzzüge von einem Sohne
Rotbarts gestiftet worden war und die Eroberung des heiligen Landes
und die Pflege verwundeter Kreuzfahrer zum Zweck hatte. Im Anfange
des dreizehnten Jahrhunderts kam eine Anzahl Ordensritter von
Jerusalem nach Deutschland. Sie sagten, es sei auch ein verdienstvolles
Werk, die Heiden im Norden Deutschlands zu bekehren und dem Deutschen
Reiche zu unterwerfen, es fei dies so ehrenvoll, wie der Kampf im
fernen Morgenlande mit den Türken, Sarazenen und Arabern. Freilich
hatten sich die Ritter ein gar schweres Werk vorgenommen. Inwiefern?
(Es galt ja, die Wälder und Heiden Preußens in fruchtbares Ackerland
umzuschaffen, die heidnischen Bewohner zu bekehren und sie daran zu
gewöhnen, die friedlichen Beschäftigungen des Ackerbaues und Handels
zu betreiben.) Doch die Ordensritter gingen mit Eifer an ihr Werk.
Ich kann euch nicht alle Heldentaten erzählen, die die Ritter unter
ihren Hochmeistern oder Ordenskomturen, so nannte man ihre Vorsteher,
verrichtet haben. Nur das sei bemerkt, daß der blutige Streit, den die
Ritter mit den alten Preußen führen mußten, fünfzig lange Jahre
währte, also viel länger dauerte als der Kampf, den Karl der Große
mit den heidnischen Sachsen führen mußte. Die alten Preußen, welche
ihr Land und ihre Sitten liebten, wollten eben weder von den Ordens-
rittern, noch von der christlichen Religion etwas wissen, sie unterwarfen
sich erst, als ihre besten Anführer getötet waren, Als die Preußen sich
Benutzt Dr. Vogel, Deutsche Geschichte.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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— 68 —
frühe Tod des Kaisers hemmte alle weiteren Unternehmungen. Doch wurde auf Beschluß der in Akkon versammelten deutschen Fürsten 1198 eine während der Belagerung der Stadt gegründete deutsche Spitalbrüderschaft in einen deutschen Ritterorden umgewandelt, welcher den Kampf gegen den Islam eifrig fortsetzte.
Erst die Bemühungen des Papstes Innocenz Iii. brachten den vierten Kreuzzug 1202-1204 zustande. Eine große Anzahl meist französischer und flandrischer Ritter unter Balduin von Flandern und Bonisaz von Montferrat versammelte sich in Venedig, ließ sich dann aber aus Mangel an Geldmitteln von dem staatsklugen Dogen Heinrich Dandolo zu einem Feldzuge gegen das byzantische Reich im Interesse der venetianischen Handelspolitik bewegen. Durch die Begründung des lateinischen Kaisertums in Konstantinopel (1204 — 1261) und fränkischer Lehnsstaaten (Königreich Thessalonich, Herzogtum Athen, Fürstentümer Achaja und Naxos) wurde das Abendland in einen langwierigen und schließlich erfolglosen Kampf mit den Griechen verwickelt, welcher dem heiligen Lande wertvolle Kräfte entzog.
Auch in den nächsten Jahren wirkte die Begeisterung für den Kreuzzugsgedanken im Abendlande noch fort, doch verhinderte der Mangel an geeigneter Führung jeden Erfolg. Ein großer Kinderkreuzzug 1212 führte seine zahlreichen Teilnehmer schon in Italien zu einem schrecklichen Ende durch Hunger und Räuber. König Andreas von Ungarn kam auf seiner Fahrt nach dem heiligen Lande (1217—1218) über einige ergebnislose Plünderungsversuche nicht hinaus. Ein mit bedeutenderen Streitkrästen unternommener Angriff auf Ägypten (1218—1221), an welchem der König und der Patriarch von Jerusalem, die Hochmeister der drei Ritterorden, Herzog Leopold von Österreich und die Grafen von Holland und Wied sich beteiligten, führte zwar zur Eroberung von Damiette, endete aber infolge der unklugen Haltung des päpstlichen Leiters des Zuges, des Kardinallegaten Pelagius, trotzdem noch erhebliche Verstärkungen aus Deutschland unter Herzog Ludwig von Bayern eintrafen, nach einem unglücklichen Zuge in das Innere des Landes 1221 mit dem Verluste aller Eroberungen. Erst Kaiser Friedrich Ii. erlangte aus dem fünften Kreuzzuge (1228—1229) gegen den Willen des Papstes von dem Sultan
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Extrahierte Personennamen: Innocenz_Iii Innocenz Heinrich_Dandolo Heinrich Andreas_von_Ungarn Leopold_von_Österreich Leopold Pelagius Ludwig_von_Bayern Ludwig Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Akkon Venedig Konstantinopel Thessalonich Athen Achaja Italien Jerusalem Holland Deutschland
392
190. Wien.
190. Wien,
Wien hat eine in jeder Beziehung bedeutungsvolle Lage. Es ist
erbaut am Berührungspunkte dreier Völker: der Deutschen, Slaven
und Magyaren; am Kreuzungspunkte zweier weitreichender Verkehrs-
wege: der Donau und der gewaltigen Schienenverbindung zwischen dem
Nordpunkte des Adriatischen Meeres und den norddeutschen Stromge-
bieten. Wien wurde durch diese bevorzugte Lage nicht nur der mächtige
Mittelpunkt des osteuropäischen Verkehrs sondern blieb auch stets, von
den Zeiten der Kreuzzüge bis auf unsere Tage, das feste Bollwerk des
Westens gegen östliche Barbaren, an welchem dreimal (1526, 1529,
1683) die Schrecken verbreitende Macht der Türken scheiterte. — Die
Donau teilt sich bei Wien in mehrere Arme und bildet einige Inseln.
Man hat im Jahre 1868 den in viele Arme gespaltenen, weitab von
der Stadt und nutzlos für dieselbe dahinfließenden Strom in ein ge-
meinsames, der Residenz nahe gelegenes Bett gefaßt. So zweigt sich
nun oberhalb der Stadt der Donaukanal ab und trennt die innere
Stadt von der tiefer liegenden Leopoldstadt, die somit nebst dem Prater
und der Brigittenau eine große, zwischen dem Donaukanal und dem
Strome liegende Insel bildet. Unterhalb der Stadt vereinigt sich der
Donaukanal wieder mit dem Hauptstrome. In den Kanal ergießt sich
das 31/2 Meilen von der Stadt im Wiener Walde entspringende Flüß-
chen Wien. — Um zugleich seine Residenz zu verschönern und aus
Rücksicht auf die Gesundheit und Bequemlichkeit der Einwohner verord-
nete Kaiser Franz Joseph I. (1857) zum Zweck einer besseren Ver-
bindung der inneren Stadt mit den sie umgebenden Vorstädten die
Verwendung des Glacis zu Bauplätzen, sowohl für Privatbauten als
für Staatsbauten. So entstand denn in wenigen Jahren die großartige
fast 60 m breite Ringstraße, welche an Pracht der Privathäuser, Park-
anlagen und monumentalen Bauten die Pariser Boulevards überbietet.
Unter den öffentlichen Gebäuden ragt die sog. Burg oder der von der
kaiserlichen Familie bewohnte Palast ganz besonders durch Größe her-
vor, darf aber vielleicht am wenigsten auf Schönheit Anspruch machen;
denn es ist ein in verschiedenen Zeiten entstandener Massenbau von Ge-
bäuden sehr verschiedenen Geschmacks und ohne übereinstimmenden Zu-
sammenhang. Hoch über das Häusermeer empor ragt der Stephans-
turm in Gestalt einer durchbrochenen Pyramide, 134 m hoch, das
höchste Bauwerk in Österreich. Weithin ist des Turmes Spitze sichtbar.
Im Osten der Stadt liegt eine bedeutende Donauinsel, ursprünglich
ein Auland wie so viele Inseln der Donau, wo sie Flachland durch-
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Extrahierte Personennamen: Franz
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Wien Donau Adriatischen_Meeres Wien Donau Wien Wiener_Walde Wien Donau
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
146. Wien.
461
Culturelemente nicht nur nach Ungarn, sondern tief in Rußland hinein.
Namentlich die Verwaltung Galiziens wäre oft eine fehr schwierige gewor-
den, wenn nicht, zwischen der deutschen Regierung einerseits und dem polni-
schen Grundherrn und dem ruthenischen Bauern andererseits, der Jude, stets
der Landessprachen mächtig, den Vermittler und den erklärenden Dolmetsch
gemacht hätte.
146. Wien.
(Nach I. G. Kohl, Die geographische Lage der Hauptstädte Europa's, und Franz
Strehlik, Wien, bearbeitet vom Herausgeber.)
I. Die Lage.
Wien ist durch seine Weltlage an dem Berührungspunkte dreier Na-
tionalitäten, der Deutschen, Slaven und Magyaren, und an der von Westen
nach Osten ziehenden Wasserstraße der Donau bestimmt, der mächtigste Mittel-
Punkt des osteuropäischen Verkehrs zu werden, während es zugleich durch
die Schienenverbindung des nördlichsten Winkels der Adria mit den nord-
deutschen Stromgebieten der Elbe, Oder und Weichsel eine Hauptpulsader
des Verkehrs zwischen Süd- und Mitteleuropa geworden ist. So ist Wien
jetzt ein Kreuzungspunkt zweier weitreichender Verkehrswege, von denen der-
jenige zwischen Süden und Norden erst in der jüngsten Zeit einen großar-
tigen Aufschwung genommen hat, während der zwischen Westen und Osten
uralt ist. Schon längst fuhren die oberen Donauschiffe den wilden Strom
von Ulm aus nur abwärts, wurden daher nur leicht und billig gebaut und
mit ihrer Ladung im Wiener Becken ans Land gebracht und verkauft. Un-
terhalb Wien konnte man auf der nun ruhigern und mächtigern Donau
größere Fahrzeuge und diese auch zur Bergfahrt verwenden. Daher lösten
sich bei Wien (wie am Rhein bei Köln) die obere und untere Flußfchisffahrt
ab und tauschten ihre Transporte und Transportmittel mit einander aus.
Dieses Natur-Privilegium wurde um das Jahr 1200 auch ein politisches
Monopol, indem Wien vom deutschen Kaiser ein Stapelrecht erhielt und
dadurch sich zum großen Austauschplatz zwischen Deutschland und Ungarn
erhob. Und wie in commercieller, so konnte man auch in politischer Hinsicht
von Wien aus das ganze Donauland vermittelst der in dasselbe mündenden
Naturbahnen am besten bewältigen und beherrschen. Von den Zeiten der
Kreuzzüge bis auf unsere Tage blieb Wien stets das feste Bollwerk des
Westens gegen östliche Barbaren, an welchem dreimal (1526, 1529, 1683)
die Schrecken verbreitende Macht der Türken scheiterte. Ja selbst für die ge-
sammten Weichselländer erwies sich Wien als ein natürliches Bollwerk;
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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Extrahierte Personennamen: Franz
Strehlik Franz
Extrahierte Ortsnamen: Wien Ungarn Galiziens Wien Wien Wien Donau Adria Mitteleuropa Wien Ulm Wien Wien Rhein Deutschland Ungarn Wien Wien Wien
82
Europa.
15) Galizien, vereinigt mit Lodomirien, ein Kö-
nigreich, welches der König von Ungarn (jetzt
Kaiser von Oestreich) besitzt. Die Hauptstadt ist
Lemberg. — Südlich von Galizien und östlich
von Teulschland, bis an das adriatische Meer rei-
chend , liegt
16) Ungarn, worunter nicht nur das Königreich
dieses Namens, sondern noch mehrere Königreiche
und Lander unter Einem Könige begriffen werden.
Die Hauptstadt ist Ofen.! — Süd - und ostwärts
von Ungarn und Polen, zwischen dem adriatischen,
mittelländischen und schwarzen Meere, liegt
17) die Türkei, ein Kaiserthum, dessen Haupt-
stadt und Residenz Constantinopel ist.
Es sind also in Europa fünf Kaiserthümer, aber
viele Königreiche, und noch mehrere Republiken, ^von
welchen nur zwei als besondere europäische Länder an-
gesehen werden. Alle übrigen, wie auch alle Herzog-
thümer und andere Staaten, sind unter den europäi-
schen Landern mit begriffen, und hier nicht besonders
angegeben.
Die fünf Kaiser sind: 1) der römische
Kaiser, der allemal zugleich teutscher König
ist, und keine bestimmte Residenz hat; 2) der Kaiser
von Oeftreich; 3) der Kaiser von Frankreich,
4) der russische Kaiser; und 5) der türki-
sche Kaiser, oder der Großsultan. Der Könige^
in Europa sind jetzt eilf, nämlich i) der König von
Daiern; 2) der König von Dänemark und
Norwegen; 3) der König von Etrurien oder
Toskana; 4) von Großbrittannien und Ir-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Galizien Ungarn Lemberg Galizien Ungarn Ungarn Polen Constantinopel Europa Frankreich Europa Norwegen Etrurien Toskana
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Stadt bis an sein Ende gefangen gehalten. Die Marcuskirche bewahrt, doch
fast ganz vermodert, das ursprüngliche Evangelium des Marcus, und seine
Gebeine sollen nach der Sage in der Zeit der Kreuzzüge von Alexandrien
hierher gebracht sein. Mit dem Glockenschlag 2 des Nachmittags sammeln sich
die zahlreichen Tauben, die in den Mauern der Marcuskirche nisten, auf dem
Platze, wo ihnen ein reiches Mahl gestreut wird. Dieses Herkommen schreibt
sich aus der Zeit des 14. Jahrhunderts, wo eine Taube bei der Eroberung
Candias dem venetianischen Admiral die Nachricht von dem Herannahen der
genuesischen Flotte brachte und dadurch der Sieg erfochten wurde. — Von
andern Gebäudeu am Marcusplatze sind zu nennen die beiden säulengetragenen
Marmorpaläste der Procuratien, der von Napoleon erbaute Palast des Vice-
königs, dann über einem hohen triumphbogenartigen Thor die Marcusuhr mit
riesengroßem Zifferblatt und zwei metallnen Riesenmohren, die jede Stunde
an die große Glocke schlagen, dann der Marcuskirche gegenüber der Marcus-
Glockenthurm (Campanile) mit seinem vergoldeten Kupferdache, von wo man
eine wundervolle Aussicht hat auf das Häusermeer mit seinem Menschen-
gewimmel, auf die blinkenden Canäle, die mehr als hundert größeren und klei-
neren schön bebauten Inseln in den Lagunen, den breiten, prächtigen, mit
Marmorquadern gepflasterten, immer volksbelebten Kai, im Westen die lachende
grüne Ebene, im Norden in der Ferne das blaue Gebirge, die schneebedeckten
Alpen, im Osten die sechs Häsen mit ihrem Wald von Schiffen und das weite
blaue Meer. Heber deu großen Eanal führt die berühmte Rialtobrücke,
die, 148' lang und 43' breit auf 12000 Pfählen erbaut, als ein einziger Mar-
morbogen von 70 Fuß Spannung und 30 Fuß Höhe über dem Wasser dahin-
schwebt. Heber mehrere, durch Brücken verbundene Inseln hin lagert sich das
alte Arsenal der Republik, eineriesen- aber ruinenhafteerinnerung an längst
begrabene Macht und Größe. Aus ihm gingen — denn es war ursprünglich
eine Schiffsbaustätte — die Flotten hervor, die Jahrhunderte lang das christ-
liche Abendland gegen die Türken vertheidigten; es wird hier u. A. die Dogen-
gondel aufbewahrt, und vor dem Arsenal ist der Marmorlöwe aufgestellt, den
einst die Athener aus dem Felde von Marathon aufrichteten.
Von Venedig führt eine Eisenbahn nach Padua, Verona, Vicenza,Mantua,
Brescia, Bergamo, Mailand.
Padua, altberühmte Universität. Verona, an der Etsch, Festung ersten
Ranges. Seidenfabrikation, Amphitheater aus der Römerzeit mit 45 röthlich-
marmornen Stufenreihen. Dietrich von Bern. Romeo und Julie. Paul
Veronese. In und um Vicenza leben 7 deutsche Gemeinden von ungewisser
Abkunft; desgleichen 13 nördlich bei Roveredo im Gebirge. Mantua, un-
einnehmbare Festung in einem vom Mincio gebildeten See. Andreas Hofer
1-1810. Mantua, Legnano, Verona, Peschiera: das Festungsviereck. Adria,
ehedem große Hafen- und Handelsstadt, an dem Meerbusen, dem sie den Namen
gab, jetzt, in Folge des Zurückweichens des Meeres, ist es eine Binnenstadt,
2 Meilen vom Meere. Camposormio 1797.
(ad 3.) Parma, Universität und das größte Theater in Europa. Vieh-
zucht, Parmesankäse. Piacenza, Festung am Po. In der Nähe die ronca-
lischen Felder, wo die deutschen Kaiser die italienischen Reichstage hielten.
Modena, Universität. Bologna, altberühmte Universität hauptsächlich für
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Marcus Napoleon Andreas_Hofer Legnano Camposormio